Kurator
Anders als in den Vorjahren, in denen Museumskurator:innen, Kunsthistoriker:innen und Goldschmied:innen als Kurator:in agierten, wurde für 2012 der Sammler Dr. Karl Bollmann, der sich seit über 30 Jahren aus Leidenschaft dem Thema widmet, gebeten, die Auswahl zu treffen.
Über die Auswahl von 65 Ausstellenden aus den fast 700 Bewerbungen aus 35 Ländern sagt er Folgendes:
„Jede einzelne Einsenderin und jeder einzelne Einsender hat auf eigene Weise die Essenz des Schmuckes erlebbar gemacht. Jede und jeder hatte ein Anliegen gestaltet, von dem er überzeugt war, dass es auch durch andere für andere sichtbar und lebendig gemacht werden muss“.
Gewinnerinnen und Gewinner des Herbert-Hofmann-Preises 2012
Alexander Blank, Deutschland
Memento juniori!, Erinnere Dich an die Jugend! Diesen Titel seines Schmuckes formuliert Alexander Blank nicht nostalgisch, sondern er schlachtet gewissermaßen die Comic Helden seiner Kindheit, und reduziert sie bis auf die Knochen. Aber man erkennt sie trotz aller Skelettartigkeit doch: den Koyoten, die Ente, den Hasen, die Katze. Der Gestaltungsprozess führt den Künstler zu einer unerwarteten organischen Abstraktion, die durch das gespensterhafte Weiß noch verstärkt wird. Es ist eine überzeugenden Einbeziehung der Comic-Kultur unserer Tage in die zeitgenössische Schmuckkunst. Die Ikone von damals wird zu einem humorvollen Talisman der Gegenwart.
Despo Sophocleous, Kanada
Der Schmuck von Despo Sophocleous wirkt wie die fotografische Aufnahme eines Momentes, in dem eine Konstruktion zusammenklappt und im Begriff ist einzustürzen. Der Augenblick der Instabilität wird nicht bedrohlich, sondern in Form eines equilibristischen Kunststücks dargestellt. Mit einfachen weißen Holzplättchen gelingt der Künstlerin eine spielerische, sehr poetische Komposition, in der die einzelnen Elemente beweglich sind, wodurch das Tragen zu einem sinnlich-akustischen Erlebnis werden kann.
Tore Svensson, Schweden
Dieser Schmuck greift in Motiv und Funktion eine klassische Form des sentimentalen Schmucks auf. Er erinnert an die Portraitmedaillons und Amulette vergangener Tage. Tore Svensson führt den Schmuck gezielt an die Schnittstelle der privaten und öffentlichen Sphäre, indem er diese üblicherweise durch einen Deckel geheim gehaltener Bilder ungeschützt präsentiert. Seine geätzten Portraits auf schwarzem Stahl zeigen und verstecken sich durch subtile optische Effekte. Mit erstaunlicher technischer Präzision wird hier das Kommen und Verschwinden der Erinnerung für einen kurzen Augenblick festgehalten.
Gewinnerin des Bayerischen Staatspreises 2012
Liv Blåvarp, Norwegen
Die Schmuckgestalterin Liv Blåvarp gehört zu den angesehensten Kunsthandwerkerinnen Norwegens. Seit Jahrzehnten ist Holz, das sie zum Teil farbig gestaltet oder durch Details akzentuiert, das typische Material für ihren Schmuck. Die ausdrucksstarken, zum Teil bewegten Formen sind in der Regel durch viele gereihte Einzelteile gegliedert, sie wirken weich, fließend, leicht beweglich und nehmen dem Material Holz seine Festigkeit. Ihr Werk ist von unverwechselbarer Eigenständigkeit.