Kuratorin
Für die Auswahl des Jahres 2017 wurde Cornelie Holzach, Leiterin des Schmuckmuseum Pforzheim, eingeladen. In ihren Händen lag die Endauswahl der insgesamt 704 Einsendungen.
Ihre Wahl fiel auf 67 Künstlerinnen und Künstler aus 31 Ländern für die SCHMUCK 2017.
„Die zunehmende Vielfalt kultureller Erfahrungen und besonders deren Akzeptanz eben nicht nur aus der eigenen vorgeprägten Sichtweise gespeist, beschert uns einen Facettenreichtum, der der Nachhaltigkeit des Autorenschmucks langfristig dient“, sagte Cornelie Holzach über die Kriterien in der Betrachtung und Beurteilung der Schmuckstücke.
Gewinnerinnen und Gewinner des Herbert-Hofmann-Preises 2017
Sanaa Khalil, Libanon / Italien
Die Holzbroschen von Sanaa Khalil zeichnen sich durch eine starke Präsenz aus. Ihre kuppelförmigen Oberflächen wurden intensiv bearbeitet: geschnitzt, geschnitten, gehämmert, mit Sorgfalt und gleichzeitig fast mit Gewalt. Eine Gewalt in der Ausführung, die sich auch durch die harsche Realität in Kriegsgebieten inspirieren lässt. Die hölzernen Kuppeln verweisen auch auf religiöse, politische und ökonomische Mächte. Sie bieten uns aber zugleich einen metaphorischen Schutzraum, obwohl die Oberfläche wie von Verletzungen bedeckt erscheint. Gefahr und Hoffnung, Verwundbarkeit und Stärke werden in diesen aussagekräftige Objekten vereint.
Florian Weichsberger, Deutschland
Die Serie von Anhängern basiert auf dem Verständnis von Schmuck als Werkzeug. Zwischen Waffe und Orientierungsinstrument bleibt ihre Funktion rätselhaft. Die polierten Teile sind dabei beweglich und ermöglichen das Verstecken und Ausklappen spitzer Teile. Ihre hoch ästhetische Ausführung hat etwas bedrohliches, zwischen Verteidigung, Angriff und Selbstverletzung. Florian Weichsberger interessiert das Paradox von Verletzlichkeit, auch wenn man vollgerüstet ist. Die Anhänger verkörpern damit auch eine Mahnung an diese allgemeingültige alte Weisheit.
Volker Atrops, Deutschland
Die runden Broschen von Volker Atrops sind mit traditionellen Vogelmotiven bemalt. Auf den ersten Blick erinnern sie an europäische volkstümliche Malerei auf Gebrauchsgegenständen. Dennoch verursachen sie eine Irritation: Nicht Keramik oder Glas als erwartetes Medium sondern Kunststoff ist das Grundmaterial. Ein weiterer Bruch wird durch die Farbigkeit und übereinander gelegte Zeichnungen erreicht. Flecken, Sterne und Striche untergraben die folkloristische Idylle und verwandeln die Broschen in Buttons der Streetkultur. Diese Broschen laden uns ein, kulturelle Codes in Frage zu stellen und gleichzeitig bieten sie eine Reflexion über Tradition, Identität und zeitgenössisches Machen.