Kurator
Als Hans Stofer die Auswahl traf, war er noch Professor und Leiter der Schmuckklasse am Royal College oft Art in London, aber auch bereits als Leiter der Schmuckklasse an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle berufen, wo er bis 2023 lehrte. Sein Wunsch war eine Reduzierung der Exponate. Die Reduzierung auf nur zwei Stücke von jedem Aussteller stellt ein Novum in der Geschichte der Sonderschau SCHMUCK dar.
Für das Jahr 2018 wählte er insgesamt 65 Künstlerinnen und Künstlern aus 21 Ländern aus.
„Was mich beim Betrachten der eingesandten Portfolios erfreute und gleichzeitig immer wieder bei jedem einzelnen Portfolio, das ich in die Hand nahm, von Neuem staunen ließ, war die unerschöpfliche Vielfalt des Schmuckmachens, die sich im Verlaufe der Zeit vor mir auf dem Tisch ausgebreitet präsentierte“, sagte Hans Stofer über den Auswahlprozess.
Gewinnerinnen und Gewinner des Herbert-Hofmann-Preises 2018
Gernot Leibold, Deutschland
Die quadratischen Broschen von Gernot Leibold sind überraschend in der Kombination ihrer Materialien. Die farbig schräg gestellten Seitenränder wirken wie eine sich öffnende Schachtel, in der sich eine geheimnisvolle Struktur offenbart. Man wird neugierig, sie zu erkunden. Ebenholz ist für ihn schon lange ein beliebtes Arbeitsmaterial. Besonders reizvoll sind für ihn die Brucheigenschaften dieses Holzes, die nebeneinander gelegt eine reizvolle Struktur oder Landschaft ergeben und zusammen mit der Farbigkeit des umschließenden Kunststoffes eine spannende Beziehung eingehen.
Julia Künnap, Estland
Julia Künnaps grüne Brosche ist ein Meisterwerk des Steinschliffs. Alles was der Künstlerin wichtig ist, kann zu einer Frage von Leben und Tod werden. Sie möchte in jeder neuen Arbeit einen noch präziseren Steinschnitt, einen noch transparenteren Schliff, ein noch dünneres Material und klareres Konzept erreichen. Es wird für sie zu einer Obsession. Was überhaupt wichtig, wenn man es nicht zu einer Frage von Leben und Tod werden lässt. Die Titel ihrer Arbeiten bilden zusammen ein Gedicht. Aber jede von ihnen ist ein eigenständiges Schmuckstück, egal ob wie ein breiter, blauer Pinselstrich erscheint, oder ein dahinschmelzender Buchstabe. Vielleicht schmelzen heute Nacht die Polarkappen. Was ist wirklich wichtig.
Lin Cheung, Großbritannien
„Delayed Reaction Series“ ist der Titel von in Stein geschnittenen Broschen, die Lin Cheungs gemischte Gefühle reflektieren von der Welt, die sie umgibt. „Non Plus“ beschreibt die Ereignisse seit dem EU Referendum und der andauernden Debatte über Großbritanniens Zukunft in Beziehung zu Europa. Andere Broschen dieser Serie sind Anspielungen auf politische und soziale Veränderung und damit verbundenen Gefühle. Anstecker sind eigentlich für den Moment gedacht, billig und schnell gemacht und werden schnell weggeworfen gerade einmal so lange zu gebrauchen, um eine Nachricht zu vermitteln. Sie in Stein zu schneiden ist genau das Gegenteil es geht langsam, ist unberechenbar und oft begrenzt aber diese Einschränkungen sind ein guter Test für das, was bleibt, wenn sich der aufgewirbelte Staub wieder gesetzt hat. Die Arbeiten von Lin Cheung sind ein politisches Statement, beispielhaft für Fragen unserer Zeit und dem Verhältnis zu deren Werten.
Gewinner des Bayerischen Staatspreises 2018
Otto Künzli, Deutschland
Otto Künzli hat mit seinen Arbeiten den zeitgenössischen Autorenschmuck international nachhaltig geprägt und dies sowohl als Künstler, wie auch als Hochschullehrer an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Seine herausragende Rolle hat entscheidenden Anteil, dass die Landeshauptstadt München heute weltweit als ein Zentrum des Autorenschmucks angesehen wird. Als Klassiker wurde Otto Künzli in diesem Jahr in die Sonderschau SCHMUCK 2018 der Internationalen Handwerksmesse eingeladen. Für sein Lebenswerk wird er mit dem Bayerischen Staatspreis für Gestaltung geehrt.